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Rezension: Psychopathinnen - Lydia Benecke

Psychopathinnen von Lydia Benecke

Dieses Buch habe ich zu Recherchezwecken gelesen und finde es zum Einlesen in die Thematik für Laien durchaus geeignet.
Benecke ist Kriminalpsychologin und stellt verschiedene, gut dokumentierte Fallbeispiele aus dem angloamerikanischen Raum zum Teil minutiös nach, was ein wenig an True Crime TV-Serien erinnert.
Im Anschluss erläutert sie die psychopathologischen Hintergründe der Taten und des Werdegangs der Täterin, vergleicht immer wieder die Fälle miteinander und zeigt auffallende Parallelen auf.

Geschickt in die Mitte des Buches ist ein Kapitel platziert, das wissenschaftlichen Hintergrund zur Psychopathologie liefert, kompakt und auf den Punkt gebracht.
Für Autoren ist dieses Kapitel noch am ergiebigsten: Benecke liefert hier fast eine Art Checkliste zur Bestimmung der psychopathologischen Ausrichtung von Tätern, wie z.B. narzistisch, antisozial usw.
Zur Gestaltung einer entsprechenden Romanfigur durchaus hilfreich.

Zum Ende hin geht sie auf prominente Fälle ein, die aber recht galoppierend abgehandelt werden.
Erst im Nachwort reißt Benecke Fälle aus persönlicher Erfahrung an. Und hier spürt man sofort die Nähe der Autorin zu den Fällen. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

Das Buch ist vom Stil deutlich mehr auf Unterhaltungsliteratur getrimmt, als beispielsweise Nahlah Saimeh dies in ihrem Buch Grausame Frauen macht, das spürbar nüchterner darstellt.
Dafür fällt einem durch Beneckes Stil die Annäherung an das Thema Psychopathologie leichter. Für den Einstieg kann ich das Buch daher eher empfehlen.
Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass hier heftige Themen angefasst werden: Wer sich gerade mit Missbrauchs- und Gewaltszenarien an Kindern schwer tut, sollte einen großen Bogen um dieses Buch machen. Denn allzu oft sind diese sowohl ursächlich für die Mord-, Hass- und Gewaltmotivationen der Täterinnen, dienen aber auch dem Ausleben ihrer Psychopathien.

 

ISBN 978-3431039962

 

(Bild: Verlag Lübbe Ehrenwirth)